Dorothea Macheiner

Bei gleichzeitigem Verschwinden

Zwei ineinander verschlungene Essays

2016, 144 Seiten, Halbleinen mit Lesebändchen
23.90 € (A), 23.30 € (D)
ISBN: 978-3-903059-15-3
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Buchinfo

Wo die Historie schweigt, spricht die Poesie. Dorothea Macheiner wirft mit fundiertem Wissen Licht auf verheimlichte Begebenheiten und GELEUGNETE GESCHICHTE(N), spart auch nicht mit mutiger Kritik an heutigen Fehlentwicklungen …

Die prähistorischen GÖTTINNEN wurden im Patriarchat erfolgreich verdrängt. Also wird die Autorin bei ihren Reisen zu Kultstätten oder Artefakten nach MALTA und GOZO, in die WACHAU, ins WALDVIERTEL oder nach ST. MARGARETHEN zurückverwiesen auf ihre HOHE INTUITION: Sie lässt Visionen und Träume aufsteigen, tritt in Zwiegespräche mit der „STERNDEUTERIN“, dem Goten THEODERICH, dem maltesischen Ordensbruder JEAN de VALETTE oder mit der VENUS von WILLENDORF -, lässt Neues faszinierend bewusst werden.

Im zweiten Essay geht es um die musikalisch hochbegabte GRETE TRAKL, die im Schatten ihres Bruders GEORG verschwindet. Wird der Schatten belichtet, stößt man auf Verstörendes: den mutmaßlichen Inzest, eine lebenslange Abhängigkeit voneinander – und von Drogen. Die Geliebte, Muse, sein Spiegelbild (oder war er ihres?) folgt ihm zuletzt in seinen frühen Tod.

Ein sachkundiges und inspirierendes Buch!

Medienecho

„Wie feinfühlig sie selbst Texte aufnimmt, zeigt ihr Essay „Die Verschwundene“ in ihrem neuesten Buch „Bei gleichzeitigem Verschwinden“, in dem sie über das Leben von Margarethe Trakl, der Schwester des berühmten Salzburger Schriftstellers, schreibt. Achtsam erzählt sie die Geschichte dieser beiden Geschwister, die trotz ihrer außerordentlichen Talente am Leben scheiterten, ihre Hochbegabung den Drogen opferten und sich mit 27 beziehungsweise 26 Jahren das Leben nahmen. Beide sind für Macheiner Musiker, Trakls Gedichte „Klangteppiche“, „Tonkompositionen“ oder „Klangfarben, in denen die Ober- und Untertöne mitschwingen, ineinander übergehen, verschmelzen.“

Silvia Ebner, Welt der Frauen, April 2018

 

„Dorothea Macheiner verschiebt nicht nur die Gattungen Reisebericht und Tagebuch ineinander, sie verknüpft auch die Welt früher Kultstätten auf Malta mit jender der Salzburger Altstadt, worin die Schwester Georg Trakls, Grete, teilweise wie ein Artefakt in Versuchs-Erscheinung tritt.“

Helmuth Schönauer, Podium 183/184 2017

 

„Wer sich da da nun durchgehend auf esoterische Töne gefaßt macht, wird zunächst einmal aufs Angenehmste überrascht. Macheiner dokumentiert ihre Wanderungen durch die fast prähistorisch anmutenden Topographien von Gozo und Malta mit so präzisen wie detailfreudigen Beschreibungen von Landschaften, Städten und Wegen.“

Rainer Stephan, Literatur und Kritik, März 2017

 

Ich werde den Weg beschreiben, der zu Dir führte …

„Von prähistorischen Göttinnen bis zu Georg Trakls Schwester Grete, von Malta ins Waldviertel, von der Willendorfer Venus bis zum Bildhauer Karl Prantl: Es sind weite Wege, die man als Leser in diesem anspruchsvollen Buch zurücklegt. … Vor allem aber wird jenes Zeitalter beschworen, in dem die Welt (…) noch nicht rein männderdominiert war. Als zentrales Ansprechziel fungiert die Sterndeuterin, eine weibliche Steinbüste aus dem Archäologischen Museum auf Gozo, abgebildet auf dem Buchcover …

Viel nüchterner dann, in profunder biografischer Darstellung, erzählt Macheiner die konfliktreichen Lebensverläufe der beiden inzestuös verbundenen Trakl-Geschwister. Doch auch hier landen wir im Bereich archaischer Mythen, harmonikaler Überlegungen und letzlich in einer als Vorbestimmtheit interpretierten Überhöhung der Tragödie. … – ‚Vermächnis früherer Leben‘!“

Ewald Baringer, Literarisches Österreich, 2016/2

 

„Essays sind fürs erste einmal große Gedankenflächen, auf denen die Gedanken frei und schwerkraftlos hin und her geschoben werden können, bis sich daraus eine neue Aussage entwickelt hat. […] Dorothea Macheiner entwickelt in ihrem Essay eine Methode, geheimnisvollen Biographien, Mythen und Konstellationen auf den Grund zu gehen, sie neu zu heben, um dann dem Verfall und dem Verschwinden dieser neuen Sichtweise freien Lauf zu lassen.“

Helmuth Schönauer, Buchkultur, 14. November 2016

 

Wieder ein Buch von Dorothea Macheiner, das einen […] inspiriert und bereichert zurücklässt!

Zur ersten Erzählung: „Die lebendige Beschreibung der Fundorte in der faszinierenden maltesischen Landschaft wird Malta-Kenner erfreuen und alle anderen neugierig auf diese Inselwelt machen.“

„Der zweite Text ist die sehr einfühlsam berichtete Lebensgeschichte des Geschwisterpaars Georg und Grete Trakl; nicht nur dank der in Salzburg verbrachten Kindheit dieser beiden tragischen Gestalten, fühlt man sich an die wunderbare Erzählkunst Stefan Zweigs erinnert …“

Martin G. Petrowsky, Der literarische Zaunkönig, Nr. 3/2016


LeserInnenrezensionen

„Bei gleichzeitigem Verschwinden umarmt über Jahrtausende hinweg eine Entschwundene. In fein ziselierter Sprache entsteht das Bild einer Göttin, die den Pilgerweg der Autorin über die Insel Malta ins eigene Selbst begleitet und „silberne Klänge“ aus Grete Trakls Kompositionen evoziert. Bewusstseinswege aus dem bergenden Schoß der Erdmutter ins Geworfensein auf die „verfluchte Erde“ zurück in „gestirnte Nächte“. Kleists Marionettentheater kommt in den Sinn. Dorothea Macheiners Essays beschreiten betont weibliche, oft sehr lyrische Pfade zu diesem Ziel.“

Dorothea Nürnberg, November 2016

 

Zu dem Essay „Bei gleichzeitigem Verschwinden“

„Wer sich mit Dorothea Macheiner auf ihr Zwiegespräch mit einer Sterndeuterin einläßt, der auf Gozo entdeckten weibliche Büste mit dem Gesichtsausdruck der All-Wissenheit, gerät auf eine spirituelle Abenteuerreise zu prähistorischen Kultstätten, Landschaften und Seelenlandschaften, begegnet dem Apostel Paulus, dem Gotenkönig Theoderich, dem maltesischen Ordensbruder Jean de Valette, der Venus von Willendorf, entdeckt aus Vision, Intuition und Traum gewachsenes Beziehungsgeflecht. Allerorten finden sich Überreste, Figuren und Figürchen prähistorischer Göttinnen, deren Bedeutung das Patriarchat hinwegfegte. Ein beeindruckender Essay über den Verlust weiblicher Göttlichkeit und die fragwürdigen Folgen heutiger Götter-Herrschaft.“

Christiane Helle, September 2016

 

Zu dem Essay „Die Entschwundene“

„Ein kühnes Unterfangen, den verborgenen und unheilvollen Lebenspfaden der Salzburger Geschwister Grete Trakl und Georg Trakl nachzuspüren. Grete eine hochbegabte Klavierspielerin, Georg ein großer Dichter der Schwermut und Verzweiflung. Zwei Verstoßene. Zwei Liebende. Das Skandalon: Verdacht einer inzestuösen Beziehung. Ein bleibendes Verhängnis gegenseitiger Abhängigkeit und Liebe, ertränkt in Alkohol und Drogenrausch. Georg Trakl wird nur 27 Jahre alt, stirbt 1914 in einem psychiatrischen Spital in Krakau. Drei Jahre später, in Berlin, schießt Grete Trakl sich mitten ins Herz. Eine anrührende Studie eines außergewöhnlichen Menschenpaares.“

Christiane Helle, September 2016

 

„Aus alten Dingen Gegenwart bauen
Ein Bändchen, präziös in der Ausstattung, aber auch in Gestaltung und Zusammenstellung der Texte. Zwei Teile, offensichtlich thematisch weit auseinander liegend, werden formal gleichbehandelt. Jeder Teil wird mit einem Gedicht eingeleitet. Die Prosatexte setzen mit Ich-Sprache ein, situieren sich also in der zeitlichen und örtlichen Gegenwart: am Anfang des dritten Jahrtausends, Malta, Salzburg. In Malta werden drei Zeiträume unter- oder übereinandergelegt: die touristische, auch museale sowie seherische Gegenwart der Reisenden, die weltpolitische Auseinandersetzung zwischen Christentum und Islam im 16. Jahrhundert und ferner uralte Tempel, wo andere Gottheiten anders verehrt worden waren – dann aber besiegt, beseitigt, vergessen, verschüttet, später ausgegraben und erforscht worden sind, bis sie von Dorothea Macheiner wieder angerufen werden. In Salzburg die Gegenwart der heimischen Schriftstellerin in der hektischen Festspielstadt, in der nicht nur Mozart, sondern auch Trakl erinnert wird, und Dorothea Macheiner flicht das Geschwisterpaar Georg und Grete zusammen, dem im frühen 20. Jahrhundert nur einige Jahre Lebenszeit gegönnt waren und immerhin ein dichterisches Werk entsprungen ist, das bleibt.“

Walter Seitter, September 2016

 

„Erst am nächsten Tag wird einem die Zerstörungskraft des totalitären Regimes der Nationalsozialisten bewusst, die in den Minuten der Geburt der Autorin keinen emotionalen Stein auf dem anderen gelassen hat. Die Gehorsamen zerstörten mit Lineal und Winkel die Intimität der Mutter. Auf der Suche nach Weiblichkeit fahndet das lyrische Wesen der Autorin mit Entschlossenheit in Mythen, Religionen, Landschaften und vergangenen Leben auch nach dem guten König, der der Frau als Liebender gegenübertritt. Im zweiten Essay setzt sich die Suche im mehr als tragischen Leben der Geschwister Trakl fort. Wie viele Leben noch, um letztlich zu verstehen?“

Johanna Tschautscher, September 2016