Margareta Mirwald

Woher kommst du, dass du meinen Namen weißt
Szenarische Erzählung zu Leben, Liebe und Tod

2008, 174 Seiten, franz. Broschur.,

14,85 € (A). 14,40 € (D)

ISBN 978-3-902300-39-3

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Niemand weiß, was die nächste Viertelstunde bringt.
Ich habe die Sonne gesehen,
lächelst du.

Zu erleben, wie ein geliebter Mensch in nächster Nähe stirbt, erzeugt eine quälende Hilflosigkeit, in der man sich jenseits des Diesseits' befindet und vielleicht noch darüber hinaus. Ein schier unbeschreibliches Alles: Verzweiflung, tauber Schock, Wut, überwältigende Trauer. Gleichzeitig wild strömende Liebe und tiefe Sehnsucht nach dem Einen – ohne zu wissen, was Es bedeutet und wo Es sich befindet. Sterne, die eben noch am Firmament waren, liegen zerbrochen auf der Erde, man schreit auf und ist erstaunt, welch unbändige Gewalt der Schmerz hat, wie sehr man seinen Leib zerreißen kann und augenscheinlich – zumindest für die anderen – ganz bleibt.

Margareta Mirwald ist nach dem Tod ihres Sohnes eine mutige sprachliche Annäherung an das Wesen der stummen Verzweiflung gelungen, der sich niemand entziehen kann, zumal sie – bei allem waidwunden Tiefgang und allen Höhenflügen in ein Nirgends – in berührender und inspirierender Weise Wege des Lebens mit dem Tod aufzeigt. In ihrer "Szenarischen Erzählung" findet sie dafür Worte, worüber nur zu gerne ein Mantel des Schweigens gebreitet wird – Botschaften, die uns alle betreffen.

Dann gleiten unsere Seelen auseinander.
Langsam lösen sie die Umarmung
und weichen in ihre Bestimmung zurück.
Zurück bleibt nichts als Liebe.

zur Person

Margareta Mirwald, geboren 1951 in Wien, Lehramtsstudium der Klassischen und Romanischen Philologie (seither unterrichtet sie diese beiden Fächer an der AHS); Teilnahme als Referentin an internationalen Konferenzen; zahlreiche Weiterbildungen. Sie lebt derzeit in Brunn/Geb. Publikationen: 1983: Die Werdung (Niederösterreichisches Pressehaus; Förderpreis des Landes Niederösterreich), 1994: Philomeles Töchter (Beitrag in: Die Frau als Wirtschaftsfaktor im Altertum, Wiener Frauenverlag), 1995: Hommage à Emma (Beitrag in: Zwischenräume, Edition Umbruch), 1998: Brautnacht (Theater in der Drachengasse), 2005: Immer wenn der Kuckuck schrie – Innenansichten eines Krieges, (Mitherausgabe, Novum Verlag; Anerkennungspreis des Landes NÖ). Außerdem mehrere Publikationen in Zeitschriften und Anthologien, Texte für Radiosendungen, 1997 Gründung und seither Leitung der Literaturwerkstatt Mödling sowie Organisation diverser literarischer Veranstaltungen im regionalen Bereich.

Rezensionen

Im Museum Mödling hörte man eindrucksvolle Worte, dort präsentierte Margareta Mirwald ihr Buch "Woher kommst du, dass du meinen Namen weißt". Das in der Edition Roesner erschienene Buch erzählt menschlich berührend und literarisch eindrucksvoll vom Selbstmord des Sohnes der Autorin: "Jeder Versuch über den Selbstmord seines Kindes zu sprechen, kann nur eine bruchstückhafte Annäherung an einen unendlich tiefen Schmerz sein."
NÖN (2. Juli 2008)

Ein außergewöhnliches Buch einer außergewöhnlichen Frau. In teils beklemmender, teils tief berührender Prosa lesen wir den gellenden Schrei einer Mutter, deren Leben nach dem unerklärlichen Selbstmord des Sohnes zwischen dem Schmerz des Verlustes und der Verzweiflung ob einer vermeintlichen Mitschuld zu bersten droht. Erst durch das Akzeptieren dieser Lebensentscheidung des geliebten Kindes vermag die Mutter ihr Leben weiter zu leben. Ein Buch, nach dessen Lektüre Worte wie "Beileid" oder "Anteilnahme" zur hohlen Phrasen zerrinnen.
Michael Stradal (7. September 2008)

... mein (dein) Buch heute ausgelesen, geweint, gespürt und gewusst. Danke!
M. S. (November 2008)

"Jeder Versuch über den Selbstmord seines Sohnes zu sprechen, kann nur eine bruchstückhafte Annäherung an einen unendlich tiefen Schmerz sein."
Mit diesen Worten leitet die österreichische Autorin Margareta Mirwald ein Buch ein, das mich bewegt und erschüttert hat wie schon lange kein anderes. Und das liegt nicht nur daran, dass auch ich Vater eines Sohnes bin, den ich zusammen mit meiner Frau versuche ins Leben zu stellen und ihn zu bewahren vor eventuellem Absturz oder Dunkelheit. Unser David ist erst fünf Jahre alt, doch wie viele Eltern sehen auch wir manches Mal besorgt in eine Zukunft, in der es junge Menschen schwerer haben als früher, ihr eigenes Glück zu finden.
Es liegt aber auch an der Sprache dieses Buches, die mit einer so selten gelesenen Sensibilität und Poesie versucht einem Schmerz durch Worte eine Gestalt zu verleihen, die versucht etwas zu beschreiben, das eigentlich unaussprechlich ist und sich jeder Kommunikation verweigert.
Im Nachspüren ihres auf so tragische Weise ums Leben gekommenen Sohnes Lukas setzt sich die Autorin nicht nur mit ihrer Beziehung zu ihrem Sohn ehrlich auseinander, sondern sie lotet, zögernd und tastend zuweilen, auf berührende und auch inspirierende Weise aus, wie man mit so einem Tod leben kann.
Sie lernt, schreibend, zu akzeptieren, dass ihr Sohn Lukas das Leben, in das er ungefragt hineingeboren wurde, mit seinen vielen Lügen nicht ertragen konnte. "Nicht aus Unfähigkeit hat er sich das Leben genommen, sondern aus Verzweiflung an der Mühseligkeit."
Margarete Mirwald steht während des Schreibens in Verbindung mit ihrem Sohn: "Ich kann jedoch versichern, dass die Verbundenheit und Liebe bleibt, dass die Liebe keinen Unterschied zwischen Hier und Drüben macht, dass man die Erinnerung an die Stimme und an den Geruch nicht verliert und dass sich die Grenze zwischen Leben und Tod auflöst."
Wenn man dieses Buch liest, zeitweise mit Tränen der geteilten Trauer in den Augen, dann wird einem bewusst, was die Autorin ihren Lesern mit folgenden Worten vermittelt: "Ich möchte alle, die von einem solchen Schicksal betroffen sind, von ganzer Seele umarmen, und alle Menschen, die ein leichteres Schicksal zu bewältigen haben, bitten, sich mit ihren Kommentaren und Beschuldigungen zurückzuhalten und uns mit einem größeren Verständnis zu begegnen. Niemand weiß, was die nächste Viertelstunde bringt." Wie wahr. Mitten im Leben sind wir vom Tode umfangen ( Paulus).

Winfried Stanzick (Ober-Ramstadt, Hessen Deutschland) Dezember 2008

Auszug aus einer Buchbesprechung zu "Woher kommst du dass du meinen Namen weißt"
"… Es ist ja viel mehr als Literatur. Du bist an die Grenze menschlicher Erfahrung gegangen und hast diese Grenze zu einer lebendigen Linie gemacht, die sich am Ende wieder findet. Du hast wirklich mit deinem Herzblut geschrieben und das spürt man, deshalb brauchst du dir den Herzstich nicht geben, den hast du bereits getan, und du hast damit dein Leben überholt ...
Dieses Wechselspiel (zwischen sichtbarer und unsichtbarer Welt, Anm. des Verfassers) hat mich an deinem Buch so fasziniert – die Ehrlichkeit unserer diesseitigen Empfindungen und die Notwendigkeit, Schmerz und Wut nicht in resignative Ohnmacht einzusperren, sondern die Kraft zu finden, wie Orpheus durch die Töne – so wie du mit der Sprache in die andere Welt einzudringen und ihr das, was man am liebt, zu entreißen ... … .So ist alles dauernd und immer in Fluss und im Aufbau, und es entstehen Strukturen in einem Netz, das in seiner Komplexität nur geahnt werden kann, uns aber ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit gibt."

Gerhard und Uta Ullmann (Obersulz/Deutschland) Dezember 2008