Edith Binderhofer

Der Himmel in meinem Land hat eine andere Farbe
- LebensGeschichten - Gespräche mit asiatischen Frauen in Wien

2005, 276, brosch.,

Preis 19,80 € (A), 19,30 € (D)

ISBN 978-3-902300-15-7

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Buchinfo

Ich sage immer, es gibt drei Zugänge zu arabischen Frauen in Europa. Für die einen sind wir Exoten, und man verbindet mit uns 1001 Nacht. Für die anderen sind wir die armen, unterdrückten, nicht feministischen Frauen, die mit Kopftuch oder verschleiert mit gewölbtem Bauch hinter dem Herd stehen. Die dritten wissen nicht wirklich, was sie mit uns anfangen können und stehen uns gegenüber völlig gleichgültig. Es gibt sehr wenige Leute in Europa, die wirklich wissen, wer wir sind, wie wir sind, welche Wünsche wir haben, wie wir uns selbst sehen. Und weil sie wenig von uns wissen, sind sie so in Vorurteilen verhaftet, dass sie nur das Negative sehen und denken, dass sie viel besser dran sind.

Was Viola Raheb zum europäischen Verständnis und Unverständnis arabischer Frauen konstatiert, hat auch für viele Frauen aus anderen Teilen Asiens Gültigkeit. Damit mehr Menschen hier wissen, wer und wie asiatische Frauen wirklich sind, wie sie denken und fühlen, welche Wünsche sie haben und wie sie sich selbst sehen, wurde dieses Buch geschrieben.

Frauen aus Armenien, der Türkei, dem Iran, dem Irak, aus Palästina, Indien, Bangladesch, Nepal, von den Philippinen, aus Indonesien, China und Japan kommen zu Wort. Jede erzählt in den vorliegenden LebensGeschichten, die Edith Binderhofer in einfühlsamer Weise niedergeschrieben hat, auf ihre ganz persönliche Weise ihr Leben in Asien und in Wien, zeigt Klischeebilder hier und dort auf, berichtet von Vorteilen in der alten und der neuen Heimat und von Werten, die sozusagen "mit ihr mit" und von Werten, "die dazu gekommen" sind.

zur Person

Edith Binderhofer, geb. 1963 in Wien; lebte u. a. in Paris, Kairo, Essen - und lebt derzeit in Wien und Frankfurt/Main; Autorin und Wissenschaftlerin, diplomierte Germanistin und promovierte Zeithistorikerin mit Spezialgebiet Naher Osten. - Sie ist seit 20 Jahren beruflich und privat überzeugte Grenzgängerin zwischen westlichen und östlichen Welten.
Mehr zu Ihrem Buch unter: www.afrika-wien.at/asiatinnen

Rezensionen

"In diesem Buch kommen ausnahmsweise nicht westliche ExpertInnen zu Wort, sondern sechzehn in Wien lebende Frauen aus Armenien, der Türkei, dem Iran, dem Irak, Palästina, Indien, Bangladesch, Nepal, den Philippinen, Indonesien, China und Japan. Sie stammen damit geographisch aus allen großen asiatischen Regionen ­ aus Zentralasien, dem Nahen und Mittleren Osten, Südasien, Südostasien und Ostasien. Beruflich sind sie unter anderem als Krankenschwester, Elektrotechnikerin, Sekretärin, Restaurantbesitzerin und Künstlerinnen tätig. Sie geben Auskunft über ihre Lebensgeschichten in Asien und Wien und über Aspekte des Frauenlebens in beiden Welten. Im Zentrum des Buches stehen die Biographien im Originalton, dem sich ein analytischer Teil anschließt …"
www.ceiberweiber.at (erstes.frauen.onlinemagazin, 11. Februar 05)

"Vielleicht ist dieses Buch nur zustande gekommen, weil ich zuhören wollte", beschreibt Maxie Wander in einer Kurzformel den Entstehungsprozess ihres Buches über Frauen in der DDR. Dieses Buch diente der Autorin des vorliegenden Bandes als Vorbild, ebenso identifiziert sie sich mit der Erklärung vom Zuhören-Wollen der in Österreich geborenen, später nach Ostdeutschland übersiedelten Autorin. In Wien leben rund 40.000 Frauen asiatischer Herkunft, teilweise bereits mit österreichischer Staatsbürgerschaft; die Hälfte von ihnen sind Türkinnen. Edith Binderhofer, Germanistin und Zeithistorikerin, längere Zeit Bildungsreferentin am Afro-Asiatischen Institut in Wien, hat mit 16 von ihnen längere Gespräche geführt und diese aufgezeichnet: Erzählungen über ihre Schwierigkeiten mit dem Leben in einer vielfach unbekannten Kultur, Reflexionen über dieses neue Leben, über die Rezeption als ausländische Frau in der österreichischen Gesellschaft. ‚LebensGeschichten' ist denn auch der Untertitel des Buches.
Gleichzeitig erfährt die Zuhörerin viel über Frauenleben in den Herkunftsländern - und erkennt, dass Frauenprobleme nicht nur länder- und kulturspezifisch bedingt, sondern globaler Natur sind. Die Anfangsprobleme der asiatischen Frauen in Wien sind sehr ähnlich. An vorderster Front stehen die Schwierigkeiten mit der individualistisch geprägten westlichen Kultur, das Gefühl von Fremdsein, von Heimweh, die Isolierung. Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer und Integration treten dann aber auch positive Erfahrungen in den Vordergrund: das Kennenlernen von Menschen aus anderen Kulturen in der multikulturellen Großstadt, mehr Freiheiten und mehr Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung, Gewinnen von Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit.
Diese Lebensgeschichten sind eigentlich jedem zu empfehlen, Leserinnen und Lesern, Menschen mit Offenheit und Neugier, mit Wissensdurst und kulturellem Interesse. Und vor allem den leider nicht wenigen Menschen mit Vorurteilen, mit Klischeebildern – aber die werden dieses Buch wahrscheinlich nicht einmal in die Hand nehmen."

Südwind (Nr. 4 April 2005)

"In Gesprächen erzählen in Wien lebende Asiatinnen (Türkei, Irak, Japan) ihre Lebensgeschichten und berichten über Gefühle. Gelungene Momentaufnahme. Fernöstlich."
WIENERIN(Nr.187 April 2005)

"Das Buch hält in Form von Gesprächen Lebensgeschichten von asiatischen Frauen in Wien fest. Die Frauen erzählen von ihrem Leben in ihren Heimatländern und in Wien, zeigen Klischeebilder auf und berichten von Vorurteilen in der alten und neuen Heimat."
BAO BAB (4/2005)

Weitere Buchbesprechungen u.a. in an.schläge - DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN 05/2005 und "Heimat fremde Heimat"/ORF 2, (30.5.2005)

"Schwach, unterdrückt, gehorsam – Das sind die wohl häufigsten Klischeebilder, mit denen Migrantinnen asiatischer Herkunft im Westen konfrontiert werden. Der vorliegende Band versucht, differenziertere Bilder darüber zu liefern, was es bedeutet, als ‚asiatische Frau' in Wien zu leben. Die Zeithistorikerin Edith Binderhofer hat hierfür die Lebensgeschichten von sechzehn Frauen aufgezeichnet – wobei "Asien" als geographische Einheit sehr weit gefasst ist und von der Türkei bis Japan reicht. Der Autorin geht es dabei nicht um einen repräsentativen Überblick, sondern darum ‚einen möglichst authentischen, unmittelbaren und emotionalen Zugang zu einer bestimmten Gruppe von Frauen aus einer anderen Kultur möglich zu machen.'"
Vina Yun (WeiberDiwan, Sommer 2005)

"Die LebensGeschichten entstanden aus Gesprächen, die Edith Binderhofer 2003 mit 16 in Wien lebenden asiatischen Frauen führte. In fünf einander überlappenden Themenkreisen wurden die Biografien aufgenommen. Ausgehend vom jeweiligen Ursprungsland werden die Rolle der Frau in der Heimat und in Österreich, Lebensstationen und Erfolge sowie Veränderung und Selbstverwirklichung in Wien im Vergleich zum Heimatland angesprochen. Zuletzt wird ausblickend in die Betrachtungen einbezogen, ob das, was sie in ihrer Heimat schätzen lernten, auch hier verwirklicht werden kann.
Spürbar bei der Lektüre wird die Authentizität der Interviews. Trotz Kürzungen wird die hohe Bedeutung mancher persönlichen Aspekte durch erneutes Einbringen mancher Fakten in neuem Zusammenhang deutlich. Die sekundär vermittelten Lebensaspekte von weiteren weiblichen Familienmitgliedern vertiefen den Gesamteindruck des Erzählten. Der Aufbruch in ein neues Land ist zumeist auch der Beginn eines neuen Lebens. Verlust von sozialen Netzen, Startschwierigkeiten und etliches mehr steht - trotz beiderseitigen Vorurteilen - letztlich der Gewinn des größeren persönlichen Freiraums gegenüber.
Chancen und Risken der Aus- und Zuwanderung in Wien aus weiblicher Perspektive zeigen mehr Gemeinsamkeiten auf, als man im ersten Moment vermuten möchte. Eine hochinteressante Lektüre, die man in wohldosierten Abschnitten in sich aufnehmen sollte. Für den engagierten Oberstufenunterricht besonders empfehlenswert."

S. Strohschneider-Laue (Ebensolch Rez-E-zine 27+28/06)