Petra Schönbacher

Das Feuer der Baba-Jaga
Matriarchalisches Urwissen als Chance .... oder die geheimen Botschaften in russischen Märchen

2006, 244 Seiten, franz. Broschur,

22,90 € (A), 22,30 € (D)

ISBN 978-3-902300-20-1

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Buchinfo

Bald erhob sich im Wald ein fürchterliches Getöse:
Bäume knarrten, trockenes Laub raschelte - aus dem Wald kam die Baba-Jaga.
Sie fuhr in einem Mörser, trieb ihn mit dem Stößel an und verwischte mit einem Besen ihre Spur.
Sie fuhr zum Tor, hielt inne, schnupperte umher und rief:
"Pfui, pfui. Es riecht nach Russen. Wer ist hier?"
Da trat Vasilisa vor die Alte hin, verneigte sich tief und sagte:
"Das bin ich, Großmutter! Meine Stiefschwestern haben mich um Feuer zu dir geschickt." - "Gut", sagte die Baba-Jaga, "die kenne ich.
Lebe und arbeite eine Weile bei mir, dann werde ich dir Feuer geben.
Und wenn nicht, dann fresse ich dich!"

Auf dieses Buch haben wir schon lange gewartet, denn es bereitet den Weg für ein neues Bewusstsein ...

Lange Zeit war es ein missverstandenes und verpöntes Thema: das Matriarchat (lat.; gr.: "Am Anfang die Mütter"). Heute wissen wir, dass es ein elementarer Teil unserer wunderbaren und vielfältigen Geschichte ist und es nachhaltig - wenn auch nicht immer bewusst - die Wesenszüge von jeder, von jedem von uns geprägt hat.

Über die magisch-mystische russische Märchenwelt, die Petra Schönbacher in verzaubernden Worten nacherzählt, gewinnt man tiefe und erstaunliche Einblicke in dieses lang verschüttete Urwissen. Einem Wissen, das es längst wieder in seiner vollen Pracht, mit seinen tiefen Lebensweisheiten zu integrieren gilt.

In inspirierender und spannender Weise macht es die Autorin möglich, unsere Wurzeln wieder zu erkennen und somit neue und gleichsam alte Formen des friedlichen, wertschätzenden Zusammenlebens in Freiheit und Selbstverantwortung zu finden, ebenso aber auch einen "neuen", nämlich respektvollen Umgang mit der Natur und dem Kosmos, einen "neuen" Zugang zu Spiritualität, Berufs- und Alltagsleben.

Ein geglückter Versuch, wissenschaftliche Erkenntnisse in sinnliche weiblicher Leichtigkeit zu transportieren. Und nach der Lektüre, ist nichts mehr so, wie es vorher war, ist manches so wie es einmal war ...

zur Person

Petra Schönbacher, geboren 1967 in Graz, studierte Russisch und Sinologie. Seit ihrer Diplomarbeit beschäftigt sie sich mit dem Matriarchat und hat unter anderem einen Workshop für Frauen entwickelt, bei dem die matriarchale Kultur eine Inspirationsquelle für die Suche nach neuen Wegen darstellt.Die Autorin ist seit mehreren Jahren Moderatorin der Ö1-Journale des ORF und gibt Stimm- und Atemtrainings. Sie lebt und arbeitet derzeit in Wien.

Rezensionen

"Lebe und arbeite eine Weile bei mir, dann werde ich dir Feuer geben. Und wenn nicht, dann fresse ich dich!", sagt die Baba Jaga zu einer jungen Frau. In diesem Buch geht Petra Schönbacher in russischen Märchen auf matriarchale Spurensuche - und wird fündig. (…)
Die russischen Märchen haben der Patriarchalisierung besser standgehalten als die deutschsprachigen, stellt Petra Schönbacher fest. "Sie sind unter anderem deshalb so wertvoll, weil die Transformation bei einer ausreichenden Menge an Märchen nicht so umfassend gegriffen hat." Sie interpretiert die Märchen um die Baba Jaga ("Baba Yaga", "Vasilisa die Wunderschöne", "Klein-Chavrosecka", "Elena die Allweise", "Gänse-Schwäne", "Der kühne Jüngling, die Äpfel der Jugend und das Wasser des Lebens" und andere) als Beschreibung einer weiblichen Initiation beziehungsweise als patriarchal umgestaltete Reste davon. Unter anderem geht es um Göttinnen und Erbprinzessin - Sippenmutter und jüngste Tochter, die Rehabilitierung der Stiefmutter, die starken Frauen der russischen Märchen, patriarchale Transformation der Märchen, Märchen als Spiegel der historischen Wirklichkeit, die matriarchalen Schicht der Märchen, das Sozialwesen, das politische System, das Wirtschaftssystem, Weltbild, Religion, Spiritualität und Riten des Matriarchats, den Untergang des Matriarchats und matriarchale Völker heute.
Eigentlich gehen mir die vielen Baba Jaga-Interpretationen (…)schon ein bisschen auf die Nerven. Doch Petra Schönbacher arbeitet mit mehr als nur einem Märchen und mehr als nur einer Version und bringt so eine wertvolle Ergänzung zu den bei uns bekannten Formen. Ganz kraß in ihrer brutalen Direktheit - und daher wichtig zu kennen - sind zwei Märchen:
"Tiermilch", in dem eine unabhängige Frau von ihrem Mann so lange verprügelt wird, bis sie endlich "bereut" und ihm gehorcht und danach mit ihm "glücklich und in Frieden" lebt.
Eine Variante von "Elena die Allweise", in der der Held in einem Buch den Satz "Ein Zar kann nicht einen Zaren gebären, denn geboren wird ein Zar von einer Zarin" in "Eine Zarin kann keinen Zaren gebären, denn stets wird ein Zar von einem Zaren geboren" umschreibt, damit einen Drachen täuscht und Herrscher wird. Für viele ist sicher die Darstellung der Stufen der Patriarchalisierung der Märchen wichtig. Petra Schönbacher nutzt ihre Interpretationen dazu, Informationen über "matriarchale Spuren" zu geben (in grauen Kästen herausgehoben), über Feuergöttinnen zu erzählen, die Saharasia-Theorie vorzustellen, einen matriarchalen "trip around the world" zu unternehmen und allgemeingültige Feststellungen zu treffen: "Nicht alles muss erklärbar, erforschbar sein. Manchmal ist es gut zu akzeptieren, dass es auf bestimmte Fragen keine Antworten gibt. ... Sie [Vasilisa] hat eine Grenze erkannt und anerkannt. ... Und ist das Alles-Ergründen-Wollen, der unbändige Forscherdrang ohne Rücksicht auf Verluste nicht ein patriarchaler Wesenszug?"

Irene Fleiss (www.wolfsmutter.com, 3.8.06)

"Das Matriarchat war lange Zeit ein missverstandenes und verpöntes Thema. In ihrem Buch über die magisch-mystische russische Märchenwelt zaubert die Autorin lang verschüttetes Urwissen hervor und transportiert wissenschaftliche Erkenntnisse in eine sinnlich-weibliche Leichtigkeit. Ein wahrer Genuss."
Gesundheit (9/06)