Richard Heinrich

In einem Traum, durch ein Fenster

Roman

VERGRIFFEN

 

2002, 136 Seiten, franz. Broschur
17.90 € (A), 17.40 € (D)
ISBN: 978-3-902300-04-1

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Buchinfo

Es befiel ihn die kindische Befürchtung, seine ganze Philosophie könnte einfach ungültig sein, lächerlich verpatzt, und einen Augenblick lang wollte er beten, daß Gott es so sein lassen möge wie er bewiesen hatte, daß es war; er schämte sich aber dieser Versuchung und sagte laut: ‚Ich bete nicht für einen Beweis.

Einer liegt schlafend im Bett und sieht sich im Innenraum seines Traums humpelnd einen Platz überqueren. Ein anderer beobachtet durch ein geschlossenes Fenster, wie jemand mit seltsamen Bewegungen einen Platz überquert und steht vor der Frage, ob das auf innere Gründe zurückzuführen ist – oder einfach auf die äußere Einwirkung eines heftigen Sturms.
Diese zwei Zitate, etwa dreihundert Jahre voneinander entfernt, stehen dem Roman voran, der als Versuch, ihre paradoxe Verflechtung zu lösen, angelegt ist. Dabei werden durch immer neue Umkehrungen von innen und außen, durch die allmähliche Annäherung, die Begegnung, die Vertauschung und die erneute Distanzierung der beiden Protagonisten eine Vielzahl von kleinen Geschichten, Fragmenten und dramatischen Elementen aufgewirbelt.
Befremdlich imaginäre Räume entfalten sich in dieser im Ton einer Farce gehaltenen schemenhaften philosophischen Auseinandersetzung, die nach und nach die Form einer Satire des männlichen Denkens – als Abfolge mehr oder weniger feierlicher Zusammenbrüche – annimmt.
Was das Besondere des Romans von Richard Heinrich ausmacht, ist die stets präsente, aber dennoch zumeist im Verborgenen angelegte Installation von Gedanken der beiden Protagonisten René Descartes und Ludwig Wittgenstein – sowie niemals benannten Satzfragmenten, Bildern oder Ideen von Vladimir Nabokov, Alfred Hitchcock, Marcel Proust, Walter Serner, Arthur Rimbaud …
Kein Detail ist erfunden, alles ist verfälscht.

Es hätte dann das Unverständnis Macht im Verstand selbst, und wir könnten uns auch in vollendeter Klarheit täuschen: Wir vermeinen Licht in die Nacht ringsum zu werfen, in Wahrheit wächst Dunkelheit aus uns heraus.

Medienecho

„Viele ‚Professorenromane‘ sind unerträglich ernsthaft – Heinrichs Beschreibung, wie seine Protagonisten versuchen, die Balance zu wahren, ist hingegen gelegentlich von einer überbordenden Komik.“

Alfred Pfabigan, Salzburger Nachrichten, 22. März 2003